Fenstertausch – alles (glas)klar?
20. April 2021Wenn die Fenster in Bestandsgebäuden in die Jahre gekommen sind, stellt sich die Frage, wie diese ersetzt werden sollen. Wählt man eine Zweifach- oder eine Dreifach-Verglasung? Welches Rahmen material ist das Richtige? Zu berücksichtigen sind nicht nur optische Aspekte oder der Pflegeaufwand, sondern auch die Bauphysik: Im Zusammenspiel aus Außenwand und Fenster sollten die kältesten Temperaturen immer auf den Fensterscheiben auftreten, damit die Raumluftfeuchtigkeit dort kondensieren kann und nicht auf der Wand. Auf der Scheibe ist diese unkritisch. Denn: Feuchtigkeit fördert die Schimmelpilzbildung, die es zu vermeiden gilt. Daher sollte ein neues Fenster schlechter dämmen als die Wand, in die es eingesetzt wird. Zu berücksichtigen sind daher die U-Werte von Wand und Fenster. Dieser drückt den Wärmeverlust des Bauteils nach außen aus – je geringer der Wert, desto besser die Dämmeigenschaft. Der Fenstertausch kann mit 20 Prozent Zuschuss – bzw. Tilgungszuschuss in Verbindung mit einem Förderkredit – auf die förderfähigen Kosten gefördert werden, wenn der Uw-Wert des Fensters < 0,95 W/m²K beträgt. Gleichzeitig muss gewährleistet sein, dass keine Feuchteschäden zu er warten sind. In der Regel können dreifach verglaste Fenster diese Anforderung erfüllen. Diese sollten aber eben nur in Außenwände eingesetzt werden, die besser dämmen als das neue Fenster. Dieses gilt es zu prüfen: Oftmals ist dann eine zusätzliche Dämmung der Außenwand erforderlich, damit der Einbau von dreifach verglasten Fenstern bauphysikalisch sinnvoll ist – oder man entscheidet sich doch besser für eine Zweifach-Verglasung.
Lüftungskonzept sinnvoll
Neue Fenster werden wesentlich luftdichter eingebaut als die vorherigen, um ungewollte Lüftungswärmeverluste zu minimieren und Energie einzusparen. Der natürliche Luftwechsel wird dadurch verringert. Bei Austausch von mehr als einem Drittel der Fensterfläche eines Gebäudes muss daher ein Lüftungskonzept erstellt werden, welches prüft, ob weiterhin ein ausreichender Außenluftvolumenstrom für den Feuchteschutz vorhanden ist. Das Ergebnis kann von einer Anpassung des Lüftungsverhaltens über den Einsatz von Fensterfalzlüftern bis hin zum Einbau einer Lüftungsanlage reichen. Die Umsetzung des Ergebnisses ist dem Bauherrn freigestellt – anhand des Lüftungskonzeptes erhält er aber Hilfestellung, um späteren Feuchteschäden durch Kondensationsfeuchte im Vorfeld begegnen zu können.
Das Thema Einbruchschutz spielt bei Fenstern ebenfalls eine Rolle. Die vorhandenen Fenster können entweder mit Stangenschlössern, Bandseitensicherungen, Pilzkopfverriegelungen oder abschließbaren Fenstergriffen nachgerüstet werden – oder aber beim Einbau neuer Fenster werden diese Elemente gleich mit eingeplant. Gefördert wird die Nachrüstung als Zuschuss oder Kredit bei der KfW. Maßnahmen zum Einbruchschutz an neuen Fenstern werden im Rahmen der energetischen Sanierung mit gefördert.
Ute Neumann-Hollatz