Achtung Schimmel – Ursachen und Vermeidung

Schimmel in Gebäuden – Ursachen und Vermeidung

Mit Beginn der kalten Jahreszeit nimmt die Schimmelpilzbildung in Wohnungen erfahrungsgemäß wieder zu. Auch in Wohnungen, in denen der Schimmel im Sommer nicht sichtbar war oder entfernt wurde, tritt er unter Umständen nun wieder in Erscheinung. In Raum-Ecken, in Fensterleibungen oder hinter Möbeln bilden sich feuchte Stockflecken, häufig ist die Stelle wenig später mit Schimmel bedeckt.

Schimmelwachstum

Wohn- und Aufenthaltsräume, die trocken, luft- und winddicht sind, werden normalerweise auf 19°C bis 22°C beheizt. Die relative Luftfeuchtigkeit liegt meist zwischen 35% und 65%. Zum Wachsen benötigen Schimmelpilze jedoch, neben einer gewissen Umgebungstemperatur und geeignetem Nährboden, Feuchtigkeit. Die Luftfeuchtigkeit alleine ist hierfür nicht ausreichend.

Wird es draußen kälter, sinkt auch die Temperatur auf der inneren Wandoberfläche. Aber auch jetzt kommt es in der Wandfläche oder in Raum-Ecken, die mäßig bis gut gedämmt sind, noch nicht zu Schimmelbildung.

Wenn die innere Wandoberfläche jedoch sehr stark auskühlt, zum Beispiel im Bereich so genannter Wärmebrücken oder undichter Stellen in der Baukonstruktion, dann kondensiert Luftfeuchtigkeit aus der Raumluft. Das Kondensat schlägt sich auf der kalten Oberfläche nieder und die Schimmelpilze erhalten die zum Wachstum benötigte Feuchtigkeit. Den Nährboden liefern z. B. Tapeten, Tapetenkleister und Staub.

Gefährdungspotenzial

Die Ursache für Schimmelbildung ist in vielen Fällen eine Wärmebrücke. Wärmebrücken sind Bauteilbereiche, die wesentlich niedrigere Oberflächentemperaturen aufweisen als die umgebenden Flächen. Ist der Schimmel z. B. unter der Decke an der Kante zur Außenwand zu finden, ist möglicherweise eine durchgehend betonierte, ungedämmte Balkonplatte die Ursache. Sie wirkt praktisch wie eine Kühlrippe. Aber auch Heizkörpernischen können stark auskühlen, insbesondere dann, wenn eine Innendämmung ausgeführt und die Heizkörpernische dabei ausgespart wurde.

Stehen Möbel, insbesondere Kleiderschränke, vor Außenwänden, wirkt die Kleidung im Schrank wie eine Wärmedämmung. Dadurch sinkt die Temperatur zwischen Schrank und Wandoberfläche oft so stark ab, dass sich Schimmel bildet. Ist keine andere Aufstellung möglich, sollte eine Hinterlüftung des Schranks (10 bis 15 cm) gewährleistet werden.

Eine Auskühlung kann aber auch dort eintreten, wo die Gebäudehülle – gewollt oder ungewollt – durchlässig für Luft ist. Ein täglich mehrere Stunden gekipptes Fenster führt meist nur zu einer stark ausgekühlten Fensterleibung und Schimmelansatz. Der Lüftungseffekt ist dagegen vernachlässigbar.

Aber auch das Nutzerverhalten kann eine Ursache sein: Wird in der Wohnung häufig und viel Wäsche getrocknet, befinden sich viele Grünpflanzen oder Aquarien im Raum und wird unzureichend gelüftet, steigt die relative Luftfeuchte. Kondensatbildung tritt dann bereits bei deutlich höheren Oberflächentemperaturen auf.

Wenn es schimmelt

In jedem Fall sollte der Schimmel so schnell wie möglich entfernt werden. Welche Maßnahmen hierfür erforderlich sind, hängt von der Stärke des Schimmelbefalls ab. Eine Beseitigung der Schimmelursache ist ebenfalls immer zu empfehlen, da der Schimmel ansonsten wieder auftreten wird.

Sind Wärmebrücken ursächlich für die Schimmelbildung, so sollten diese zunächst „entschärft“ oder beseitigt werden.

Ist die Ursache nicht sofort augenscheinlich oder wird Nutzerverhalten als Grund vermutet, können z. B. Oberflächentemperaturmessungen, Langzeitmessungen von Lufttemperatur und Luftfeuchte in der betreffenden Wohnung etc. Aufschluss geben.

Auch Messungen der Luftdichtigkeit der Gebäudehülle (Blower-Door-Test), ggf. in Verbindung mit einer Infrarot-Thermografie, können Hinweise auf die Schimmelursache geben.

Thermografie

Vorbeugung

Wohnungen sollten grundsätzlich mit vollständig geöffneten Fenstern an zwei unterschiedlichen Fassadenseiten gelüftet werden (sog. Querlüftung). Wenige Minuten sind i. A. ausreichend, um die Raumluft einmal vollständig auszutauschen. Drei- bis viermal am Tag sollte so gelüftet werden. Dies gilt umso mehr für Räume mit starker Feuchtebelastung (Bäder, Küchen, Schlafzimmer). Die Wärmeverluste beim Lüften sind – entgegen der landläufigen Meinung – vergleichsweise gering.

Vor allem in Mietwohnungen empfiehlt es sich, selbsttätig wirkende Lüftungseinrichtungen in Fenster einzubauen oder dezentrale oder zentrale Lüftungsanlagen vorzusehen, die den – nutzerabhängigen – Lüftungsvorgang unterstützen.

Bei längerer Abwesenheit sollte die Heizung nie ganz ausgeschaltet, sondern auf ca. 16 bis 17°C Raumtemperatur eingestellt werden, um ein Auskühlen der Räume zu vermeiden. Eine anschließende Aufheizung ist dann umso leichter und energiesparender zu haben.

Im gedämmten Dachbereich sollten Schichten zur Winddichtung (sog. Dampfbremsen oder -sperren) grundsätzlich vor dem Dachausbau mit einem sog. Blower-Door-Test auf Luftdichtheit geprüft und ggf. nachgearbeitet werden, um Kondensat- und Schimmelbildung im Dach vorzubeugen.

Fazit

Ein konsequente, fachlich richtige Planung von Wärmedämm-Maßnahmen und der luftdichten Gebäudehülle und die Vermeidung von Wärmebrücken bieten den größten Schutz gegen Schimmelbildung. Das betrifft sowohl Neu- als auch Altbauten. Bei bereits vorhandenem Schimmelbefall helfen fachlich fundierte Messungen und Berechnungen ebenfalls weiter. Solche Beratungen, Planungen und Messungen führen i. A. Fachingenieure für Bauphysik und entsprechend qualifizierte Energieberater durch.

Der zweite, oft entscheidende Faktor ist das Nutzerverhalten. Das richtige Heizen und Lüften der Räume, die Platzierung von Einrichtungsgegenständen und die individuellen Lebensgewohnheiten können in nicht unerheblichem Maß zur Schimmelvermeidung beitragen.